Der Aufschlag hat beim Tennis eine sehr große Bedeutung. Normalerweise geht man davon aus, dass der Aufschläger einen klaren Vorteil hat, weil er unbeeinflusst vom Gegner, den Ball aus einer klaren Vorteilssituation spielen kann. Man kann den Aufschlag härter als die Vorhand oder Rückhand schlagen, und durch den günstigen Aufschlagwinkel hat man beim Aufschlag auch noch einen großen Vorteil. Nicht umsonst hat man den Tie-Break eingeführt, weil man annimmt, dass jeder Spieler seinen Vorteil ausnützt, und der Satz letztendlich durch den Tie-Break beendet werden soll. Allerdings wissen viele Tennisspieler diesen Vorteil durch den Aufschlag gar nicht zu nutzen, und würden am liebsten immer nur ihren Kontrahenten aufschlagen lassen. In diesem Zusammenhang spielt vor allem ein konsequentes Aufschlagtraining eine große Rolle, und dann auch ganz besonders der taktisch richtige Einsatz der verschiedenen Aufschlagvarianten.
Die verschiedenen Aufschlagarten
Aus technischer Sicht gibt es beim Tennis drei verschiedene Aufschlagvarianten. Den geraden Aufschlag, den Sliceaufschlag und den Topspin-, Kick- oder auch Twistaufschlag. Alle drei Aufschlagarten unterscheiden sich vor allem durch den Ballwurf, den Treffpunkt, die Ballgeschwindigkeit und in erster Linie durch den Drall. Demnach hat jede Aufschlagart auch ihre speziellen Vor- und Nachteile, und aus taktischer Sicht auch eine unterschiedliche Bedeutung.
Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass die meisten Tennisspieler den Aufschlag viel zu wenig trainieren. Die größte Fehlerquelle beim Aufschlag liegt zumeist in einem sehr unkonstanten Ballwurf. Die große Gefahr eines schlechten Ballwurfs liegt darin, dass die Tennisspieler trotz eines falschen Ballwurfs den Aufschlag trotzdem spielen, und somit den einen Fehler, ungenauer Ballwurf, durch einen anderen Fehler, unrhythmische Schlagbewegung, auszugleichen versuchen. Die Folge ist in jedem Fall ein schlechter Aufschlag, weil der Schlag ungenauer, langsamer und somit weniger effektiv wird.
Das Schwierige an einem guten Aufschlag ist also in den meisten Fällen nicht eine dynamische und schwungvolle Aufschlagbewegung, sondern ein ungenauer und unkonstanter Ballwurf, welcher im Laufe der Zeit auch ganz automatisch die Aufschlagbewegung kaputt macht. Das Resultat ist auf allen Tennisplätzen deutlich zu sehen. Obwohl alle Tennisspieler einen Aufschlag machen, schaut dieser meistens ganz unterschiedlich aus.
Bei den folgenden Betrachtungen der verschiedenen Aufschlagarten wird davon ausgegangen, dass es sich um einen Rechtshänder handelt. Beim Linkshänder ist alles analog umgekehrt.
Der gerade Aufschlag
Der gerade Aufschlag ist die schnellste Form der Aufschläge, weil beim geraden Aufschlag die komplette Energie aus der Schlägerkopfgeschwindigkeit ganz gerade auf den Ball übertragen wird. Das heißt, dass die Schlagenergie im Treffpunkt nicht in einen Drall oder Effet des Balles umgewandelt wird. Die Flugbahn des Balls ist als annähernd gerade, weshalb der Ball so schnell werden kann. Die Wirksamkeit des geraden Aufschlags liegt darin, dass es für den Gegner sehr schwer ist einen geraden Aufschlag zu retournieren, weil diesem dazu vergleichsweise wenig Reaktionszeit bleibt.
Da die Flugbahn des geraden Aufschlages kaum gekrümmt ist, fliegt der Ball sehr knapp übers Netz, weshalb beim geraden Aufschlag ein hoher Treffpunkt besonders wichtig ist. Der Treffpunkt des Balls beim geraden Aufschlag soll auf der rechten Seite des Körpers sein, so dass der Ball etwa 30 bis 40 cm vor der rechten Schulter auf dem Boden aufkommen würde, wenn man den Ball nicht schlagen würde. Die Schlagfläche des Schlägers ist genau im rechten Winkel hinter dem Ball, weshalb der Ball auch keinen Drall annimmt.
Für die nötige Geschwindigkeit des geraden Aufschlages sorgt die Summe der Kraftvektoren aus der kinetischen Kette aus den Einzelimpulsen des Aufschlages wie:
– Streckung aus den Beinen heraus,
– Bogenspannung des Oberkörpers,
– Rotation des Oberkörpers um die Längsachse, so dass im Schlag die Schlagschulter von hinten nach vorne kommt,
– Beschleunigung des Schlägers aus dem Kreuz heraus durch Streckung des Schlagarmes von hinten unten nach vorne oben,
– und Klappen des Handgelenks im Treffpunkt, um den Ball von oben nach unten zu schlagen.
Der Sliceaufschlag
Beim Sliceaufschlag wird der Ball nach rechts geworfen, so dass man den Ball mit dem Schläger aus der vorher besprochenen kinetischen Kette seitlich einwickelt, und dem Ball Linksdrall mitgibt. Dadurch fliegt der Ball auch eine mehr oder weniger starke Linkskurve, und wird beim Aufprall auf einem Sandplatz eher flach wegspringen.
Im Treffpunkt wird der Ball praktisch auf der rechten Seite des Balls in einer Art „Wickelbewegung“ geschlagen. Auch beim Sliceaufschlag hat der Ball eine relativ flache Flugbahn. Der Sliceaufschlag ist langsamer als der gerade Aufschlag, weil hierbei ein wesentlicher Teil der Schlagenergie in die Rotation des Balles gesetzt wird.
Der Kickaufschlag
Beim Kickaufschlag, Twistaufschlag oder auch Topspinaufschlag wird der Ball auf der linken Seite des Körpers geschlagen, wobei man im Treffpunkt mit dem Schläger praktisch über den Ball drüberwischt, und den Ball somit in Vorwärtsdrall versetzt. Die Hauptaktion beim Kickaufschlag ist also von unten nach oben gerichtet, womit der Kickaufschlag eine hohe Flugkurve hat, relativ hoch das Netz überquert, und sich dann in einer stark nach unten gekrümmten Flugbahn schnell wieder senkt. Charakteristisch für den Kickaufschlag ist auch sein hoher Absprung nachdem er im Aufschlagfeld aufgekommen ist.
In der taktischen Variation liegt die wahre Stärke des Aufschlages
Der wichtigste Punkt für einen effektiven und somit erfolgreichen Aufschlag beim Tennis ist aber die richtige Aufschlagtaktik und die taktische Variation der verschiedenen Aufschlagtechniken. Es iist wenig effektiv, wenn man den Aufschlag zwar technisch gut beherrscht, aber zu wenig mit seinem Service variiert, und sich der Gegner gut auf den zu retournierenden Aufschlag einstellen kann.
In diesem Zusammenhang ist es ganz wichtig festzustellen, dass die beschriebenen drei verschiedenen Aufschlagarten unterschiedliche Wirkungen haben, und vor allem entweder beim Aufschlag von rechts nach links, oder von links nach rechts, unterschiedlich effektiv sind. Der Sliceaufschlag ist beim Rechtshänder einfach von rechts nach links effektiver, als von links nach rechts. Beim Aufschlag von der rechts nach links, kann man mit einem guten Sliceaufschlag den Gegner einfach sehr weit aus dem Feld heraustreiben, womit das Spielfeld für den nächsten Schlag weit geöffnet ist. Dagegen ist der Sliceaufschlag von links nach rechts weniger effektiv.
Beim Kickaufschlag ist es genau umgekehrt. Hier ist die effektivere Variante, den Kickaufschlag von links nach rechts einzusetzen, weil man mit dem Kick den Gegner auch sehr weit auf die andere Seite heraustreiben kann.
Die vorab mal zum Grundsatz. Dennoch ist es nun genau der entscheidende Punkt, der verschiedenen Aufschlagvarianten auf beiden Seiten so variabel und effektiv wie möglich einzusetzen, dass der sich der Gegner nie auf ein bestimmtes Aufschlagsystem einstellen kann, und dass die eigenen Aufschläge auch bis zum Ende Matches effektiv bleiben.
Beispielsweise ist ein gerader Aufschlag jeweils von links oder rechts durch die Mitte gespielt besonders gefährlich für den Gegner, weil man damit mehr oder weniger am besten die Chance hat ein As zu schlagen, aber auch darauf kann sich ein Gegner einstellen, wenn man diese Variante zu häufig anwendet. Eine sehr gute Variation wäre hier zum Beispiel ein Aufschlag direkt auf den Körper des Gegners.
Direkt auf den Körper des Gegners aufschlagen
Gerade ein Aufschlag auf den Körper des Gegners ist oft besonders effektiv, weil fast jeder Spieler es beim Return nur gewöhnt ist, zum Ball hinzugehen. Spielt man aber den Aufschlag direkt auf den Körper, so muss der Gegner erstmal vom Ball weggehen. Und damit tun sich die meisten Spieler sehr schwer. Die Intention bei dieser Aufschlagvariante ist es also, nicht primär ein As zu schlagen, sondern vielmehr dem Gegner genau hinzuspielen, um diesen zum Fehler, oder zu einem schlechten Ball zu zwingen.
Eine weitere Variation ist es auch nicht nur die Drallart zu variieren, sondern auch das Tempo des Aufschlages. Je gleichförmiger man aufschlägt, um so leichter macht man es auch dem Gegner sich auf dieses Tempo einzustellen. Dies gilt fast uneingeschränkt auch für sehr schnelle gerade Aufschläge. Variiert man aber das Tempo der Aufschläge, auch beim ersten Aufschlag, so muss sich der Gegner beim Return immer wieder auf ein anderen Timing einstellen, was bedeutend schwieriger ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es die innere Einstellung zum eigenen Aufschlag. Wenn man permanent versucht den Aufschlag so hart wie möglich zu spielen, dann verkrampft man, und die Aufschlagsqualität wird im Laufe des Matches mehr und mehr sinken. Außerdem sollte man gerade an Tagen, an denen man ein sehr gutes Gefühl und Timing für den Aufschlag hat, nie darüber nachdenken, warum der Aufschlag heute so gut funktioniert, und sonst nicht so gut geklappt hat. genau in diesem Moment des Nachdenkens, verliert man nämlcih die ganze nötige Lockerheit, man verkrampft zusehends, und der gute Aufschlag ist im Nu dahin.
Die ganze Variation und Taktik des Aufschlages im Match, ist sozusagen ein Spiel im Spiel. Man sollte nie gedankenlos den Ball einfach ins gegnerische Aufschlagfeld spielen, sondern immer an die Variation denken, und sich auch immer an den Stärken und Schwächen des Gegners orientieren.