Fachkräftemangel – in diesen Bereichen wird gesucht

Bereits vor der Corona-Krise hatten es einige Branchen schwer, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Durch die mit der Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise hat der Fachkräftemangel vielerorts nochmal an Fahrt aufgenommen. Besonders groß ist die Nachfrage in der Gastronomie und Logistik. Aber auch Stellen für Techniker, IT-Spezialisten oder etwa Naturwissenschaftler können oftmals nicht besetzt werden. Das wiederum macht es für ausgebildete Fachkräfte leichter, einen begehrten Job zu ergattern. Wir zeigen, in welchen Branchen gezielt Personal gesucht wird und gehen genauer auf die Ursachen des Fachkräftemangels ein.




Richtig bewerben will gelernt sein. Dazu gehört nicht nur, ordentliche Bewerbungsunterlagen beim Unternehmen einzureichen. Ebenso wichtig ist die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch. Weil in vielen Branchen derzeit ein Fachkräftemangel herrscht, haben Bewerber es in einigen Bereichen einfacher, zu überzeugen – vorausgesetzt, sie verfügen über die passenden Qualifikationen. Wer das nicht tut, kann seine Chancen auf einen Job erhöhen, wenn er weiß, in welchen Branchen ein Fachkräftemangel herrscht. So kann man etwa die Jobchancen mit einer Weiterbildung verbessern. In vielen Fällen ist die Aneignung entsprechender Qualifikationen sogar förderbar, etwa mit einem Bildungsgutschein oder einem Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS).

Demografischer Wandel, Digitalisierung und Co. – Ursachen für den Fachkräftemangel

Fachkräftemangel beschreibt eine Situation, in welcher Unternehmen ihre offenen Stellen monatelang nicht mit passenden qualifizierten Bewerbern besetzen können. Hierfür kann es verschiedene Gründe geben: Demografischer Wandel, die Akademisierung vieler Branchen, eine geringe Attraktivität gegenüber gewissen Berufen, Digitalisierung und damit einhergehend ein verändertes Aufgabenprofil von Mitarbeitern.

Der demografische Wandel etwa ist am stärksten in Bereichen wie der Medizin oder der Altenpflege spürbar. Ein weiterer Grund dafür, dass Unternehmen Probleme haben, vakante Stellen mit Fachpersonal zu besetzen, könnte in der Akademisierung liegen. Aufgrund der meist höheren Wertschätzung entscheiden sich mehr Menschen dazu, Abitur zu machen und zu studieren. Gleichzeitig stellen viele Arbeitgeber heutzutage vermehrt Abiturienten ein, wo früher ein Hauptschulabschluss ausreichend war. Auch die Tatsache, dass ein Beruf als unattraktiv empfunden wird, kann zu einem Fachkräftemangel führen. Durch die zunehmende Digitalisierung sind zudem viele neue Arbeitsplätze im Marketing, im Sales und der IT entstanden. Hierfür gibt es aktuell noch weniger ausgebildete Fachkräfte. Ganz davon abgesehen, dass durch die immer weiter steigende Automatisierung bestimmter Branchen Mitarbeiter mit speziellen Kenntnissen erforderlich sind.

In diesen Bereichen wird händeringend Personal gesucht

Mittlerweile ist gutes Personal in vielen Branchen hart umkämpft. Wo Arbeitskräfte Mangelware sind, können geeignete Interessenten glänzende Zukunftsaussichten erwarten. Wer schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, sich beruflich umzuorientieren, bekommt jetzt die Chance dazu.

Fachkräftemangel im MINT-Bereich:

Freien Stellen in den Berufen der Bereiche Mathematik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie Technik stehen nicht selten zu wenig qualifizierte Bewerber gegenüber. Das betrifft beispielsweise Ingenieure, Fachkräfte im Fahrzeugbau, im Maschinenbau sowie in der Elektrotechnik.

Fachkräftemangel in der Logistik:

Auch für die Logistikbranche ist Fachkräftemangel kein Fremdwort. Aktuell verschärft sich die Situation dort mehr und mehr. Lieferengpässe im Einzelhandel, im E-Commerce und in der Logistik hatten bereits Weihnachten 2021 zu einer Bedrohung des Weihnachtsgeschäfts geführt. Zu den begehrten Fachkräften der Logistik gehören Berufskraftfahrer und Lagerlogistiker.

Fachkräftemangel in der Pflege:

Schon vor Jahren zeichnete sich der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen ab. An Bewerbern mangelt es hauptsächlich in der Altenpflege, wobei sich die Nachfrage vor allem auf examinierte Altenpfleger bezieht. Auch in den Bereichen Geburtshilfe und Rettungsdienst bleiben viele freie Stellen unbesetzt.

Fachkräftemangel im Handwerk:

Für Handwerksbetriebe gestaltet es sich immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden. Weil die Handwerksbranche aktuell boomt, ist dies für viele Unternehmen ein besonders herber Schlag. Sie müssen Aufträge ablehnen, was wiederum ihre Zukunft gefährdet. Fachleute im Hoch- und Tiefbau, in den Bereichen Heizung, Sanitär, Holzverarbeitung, Gebäudetechnik und Straßenbau haben auf dem Arbeitsmarkt deswegen gute Chancen.

Fachkräftemangel in der Gastronomie:

Betreiber von Restaurants, Cafés und Bars klagen ebenfalls darüber, nicht genügend qualifiziertes Personal zu finden. Daher haben in der Gastronomie momentan auch weniger qualifizierte, motivierte Jobinteressenten die Chance, einen Job zu ergattern. Quereinsteiger sind herzlich willkommen.

Fachkräftemangel in der IT:

Laut Daten des Branchenverbands Bitkom liegt die Zahl der offenen Stellen für IT-Spezialisten deutschlandweit bei knapp 86.000. Auf der Suche nach einem Arbeitsplatz mit guter Zukunftsperspektive ist man in der IT-Branche also gut aufgehoben. Experten gehen davon aus, dass die Branche weiterhin an Bedeutung gewinnen wird.

Fachkräftemangel im Sozialen Bereich:

Eine schlechte Bezahlung und die Tatsache, dass für die rein schulische Erzieher-Ausbildung Schulgeld entrichtet werden muss, sorgen für einen Mangel an Erziehern. Um mehr Fachkräfte auszubilden, gibt es das Bildungsprogramm „PIA“ (Praxisintegrierte Ausbildung). Angehende Erzieher müssen bei PIA kein Schulgeld entrichten und erhalten vom ersten Tag an ein Ausbildungsgehalt. Ein Schritt, den viele Bundesländer für nötig hielten, immerhin werden laut Verdi deutschlandweit bis 2025 rund 500.000 Erzieher benötigt. Mittlerweile wird PIA in fast allen Bundesländern angeboten. In Sachsen ist die PIA-Ausbildung bislang nur in Leipzig möglich, in Sachsen-Anhalt wird sie noch nicht angeboten.

Doch nicht nur die Nachfrage nach Erziehern ist anhaltend hoch – auch bei Lehrern herrscht ein Fachkräftemangel. Die Ursachen hierfür lassen sich in höheren Geburtenzahlen und in der Zuwanderung finden. Aktuell gibt es Überlegungen, finanzielle Anreize für Lehramtsanwärter zu schaffen. Ein weiterer Ansatz besteht darin, dass Lehramtsstudenten den Lehrbetrieb unterstützen. Auch könnten Absolventen bestimmter Fächer, welche zuvor etwa als Dolmetscher gearbeitet haben, mit einer vergleichsweise kurzen pädagogischen Schulung als so genannte Ein-Fach-Lehrer eingesetzt werden.

Sicherung von Fachkräften dank Weiterbildung

Mittlerweile gibt es für Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, die beruflichen Qualifikationen ihrer Mitarbeiter aktiv mitzugestalten. Mit dem Qualifizierungschancengesetz etwa können Betriebe Zuschüsse zur Weiterbildung ihres Personals erhalten. Durch professionelle Weiterbildungen soll gerade in der Logistik, der IT und im Handwerk, dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. In diesen Branchen können daher auch Quereinsteiger die Chance auf eine feste Anstellung nutzen. Für An- und Ungelernte bieten sich folgende Qualifizierungsformen an:

• Aufgabenspezifische Schulung
• Teilqualifikation
• Berufsabschluss mit Externenprüfung
• Betriebliche Umschulung

Mit dem Qualifizierungschancengesetz sollen nämlich nicht nur vom strukturellen Wandel und der Digitalisierung betroffene Mitarbeiter gefördert werden. Auch für geringqualifizierte Arbeitnehmer und solche mit fehlendem Berufsabschluss können Zuschüsse zu den Lehrgangskosten sowie zur Lohnfortzahlung während der Qualifizierung beantragt werden. Wer aktuell ohne Job ist, kann seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls mit einer Weiterbildung oder Umschulung erhöhen. Am besten vereinbart man ein Beratungsgespräch bei der Bundesagentur für Arbeit bzw. dem Jobcenter. So kann gleich gezielt geschaut werden, welche Weiterbildung und welche Förderung im persönlichen Fall sinnvoll wäre.

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Arnulf Müller-Delius
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Published by Arnulf Müller-Delius

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